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Thesen zum Interkulturellen Humanismus

(Entwurf: 10.08.2009)

  1. Der Mensch ist Teil der irdischen Natur. Diese unterliegt einer vielfältigen Entwicklung seit der Abtrennung des Planeten von der Sonne über den aktuellen Zustand bis zum Ende des Sonnensystems, das aus astronomischen Vergleichen zu erwarten ist.
  2. Ein Beispiel liefert die Bodenkunde mit der Entwicklungslehre des Bodens (Kubiena). Die Ursachen bzw. Faktoren für die einzelnen Entwicklungsschritte  sind weitgehend bekannte Eigenschaften und Veränderungen der einwirkenden Umwelt (Klima, Muttergestein, Vegetation, Mensch u.a.). Es gibt auch noch ungeklärte Erscheinungen (z.B. die gebänderten Illuvialhorizonte), deren Aufklärung anzustreben ist.
  3. Die bereits von GALILEI aufgrund der Forschungen von KOPERNIKUS geübte Kritik an der biblischen Schöpfungsgeschichte musste nach hartem Widerstand der Kirche später akzeptiert werden. Auch die von DARWIN begründete und später weitergeführte Evolutionstheorie zur Entwicklung der Lebewesen ist glaubwürdiger als die skurrilen Darstellungen eines unbekannten Autors im 1.Buch Mose des Alten Testaments.
  4. Als wesentliche Schritte der Evolution müssen die Mutationen angesehen werden. Deren auslösende Faktoren sind noch unbekannt wie auch die auslösenden Faktoren der Übergänge von der unbelebten irdischen Natur zur Lebewelt, über Pflanzen und Tiere zum Menschen. Deren Aufklärung ist anzustreben.
  5. Die meisten der für die Anpassung des Menschen an seine Umwelt geeigneten Organe und Fähigkeiten haben sich bereits in der Tierwelt entwickelt (z.B. alle Sinnesorgane sowie zahlreiche Gehirnfunktionen, wie Reaktions- und Kommunikationsvermögen, Erinnerung, Auswertung von Erfahrungen und Vorstufen von Vertrauen und Zweifel).
  6. Die Existenz eines geistigen Schöpfers dieser materiellen Entwicklungen erscheint nicht real vorstellbar. Dass die zahlreichen Gottesvorstellungen dem im Gehirn positionierten menschlichen Erfindungsvermögen zuzurechnen sind, ergibt sich aus deren großer Unterschiedlichkeit innerhalb der Menschheit und der Tatsache, dass sie sich –in Abhängigkeit vom kulturellen Entwicklungsgrad der Völker- von der Vielgötterei bis zum Monotheismus erstrecken.
  7. Die Vorstellung eines allmächtigen gütigen Schöpfers aller Dinge, dem sich die Menschen unterzuordnen haben, um in seinen Himmel zu gelangen,  ist nicht vereinbar mit der gleichzeitigen Vorstellung eines Teufels. Warum hätte er diesen mit geschaffen oder dessen Entstehung nicht verhindert  bzw. dessen Aktivitäten nicht unterbunden?  Auch das ungerechtfertigte Leiden und Sterben zahlloser Menschen durch Naturkatastrophen und Kriege entspricht nicht der Vorstellung eines allmächtigen gütigen Gottes.
  8. Die Vorstellung, dass sich ein Gott mit den oft komplizierten Problemen eines zu ihm betenden Menschen befasst, während gleichzeitig Millionen andere Menschen zu ihm beten und das Gleiche von ihm erwarten, erscheint absurd. Die oft wohltuende Wirkung eines Gebetes kann als autosuggestiver Effekt erklärt werden, der gewiss auch in anderer Weise erreicht werden kann.
  9. Die aus den Geboten der Bibel abgeleitete Moral war und ist von unersetzlichem Wert für die soziale Entwicklung und zum Erhalt der Menschheit. Ihre Akzeptanz und Wirksamkeit wurde durch die Gottesfurcht getragen. Es wird eine Aufgabe der humanistischen Gemeinschaften sein, dafür eine wirksame Neufassung zu finden und effektiv zu propagieren. Dabei ist zu prüfen, ob weitere moralische Gebote aus anderen Religionen übernommen werden können.
  10. Als vordringliche und wohl relativ einfache Aufgabe für die humanistischen Gemeinschaften ist die Einwirkung auf die schon große Anzahl der Nichtreligiösen anzusehen, um diese für einen bekennenden Humanismus zu gewinnen und einem möglichen Verlust an Moral entgegen zu wirken. Die Hervorhebung von mental stimulierenden Inhalten des humanistischen Denkens ist dabei von großer Bedeutung.
  11. Eine weitere Aufgabe sollte die Aufnahme von Kontakten mit Gleichgesinnten im eigenen Sprachgebiet und in anderen Kulturen sein, mit dem Ziel, durch gemeinsame Anstrengungen eine global einheitliche interkulturelle Weltanschauung und Moral zu schaffen. Nur auf diesem Wege ist der notwendige Weltfriede zu erreichen.
  12. Zur wissenschaftlichen Festigung und Vertiefung des interkulturellen Humanismus wird die Etablierung einer Forschungs- und Lehrdisziplin HUMANOLOGIE an Universitäten empfohlen. Schwerpunkte der Forschung sollten neben der Geschichte des Humanismus auch die Erfassung humaner Prinzipien in den verschiedenen Kulturen und die Suche nach Wegen zu deren Vereinheitlichung sein. Auch die Erarbeitung von Lehrmaterial und die Ausbildung von Lehrkräften für den dringend notwendigen relevanten Unterricht an Schulen und Gymnasien sind vordringliche Aufgaben der universitären Humanologie.
  13. Um die Übernahme des nichtreligiösen interkulturellen Humanismus und seine dauerhafte Akzeptanz als Weltanschauung durch die an Traditionen gebundenen Menschen zu erleichtern, erscheint es zweckmäßig, die religiösen Feiertage und manche Riten nicht einfach zu ignorieren, sondern möglichst angepasst umzugestalten. Dies könnte auch schon, vor gesetzlichen Regelungen, durch die humanistischen Gemeinschaften geschehen, sollte aber möglichst auf interkultureller Basis erfolgen.
  14. Das Verhältnis von einzelnen Vertretern wie auch von Gemeinschaften des nichtreligiösen interkulturellen Humanismus zu anders orientierten Menschen und Gemeinschaften sollte in vorbildlicher Weise friedlich und nach Möglichkeit freundschaftlich gestaltet werden. Die Auseinandersetzung mit Religionen sollte nur durch sachliche Diskussion, niemals aus feindlicher Position erfolgen. 
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